Equality in Action: Advancing Social Justice through Data
Wann? 27.09.2024, 09:30 - 16:30
Wo? Museum für Kommunikation, Berlin
In ganz Europa engagieren sich verschiedene Institutionen und Regierungen dafür, rassistische und intersektionale Ungleichheiten zu dokumentieren. Dazu werden Initiativen zum Rassismusmonitoring bzw. zur Datenerhebung umgesetzt.
Die NaDiRa-Konferenz „Equality in Action: Promoting Social Justice through Data“ beschäftigte sich mit der Frage, inwieweit empirische Daten im Rahmen von Erhebungen und Monitoring zu mehr sozialer Gerechtigkeit beitragen können.
In ihrer Eröffnungsvortrag sprach Dr. Noa K. Ha, die wissenschaftliche Geschäftsführerin des Deutschen Zentrum für Integration und Migrationsforschung, über die politische Relevanz und Entstehung von Rassismus-Monitoring in Deutschland und Europa sowie über Fallstricke und Potenziale der Datenerhebung zum Thema Rassismus. Im Mittelpunkt standen dabei die erkenntnistheoretischen, methodologischen und ethischen Prinzipien, die der Forschung zum Rassismus-Monitoring zugrunde liegen.
Das erste Panel „Rassismus-Monitoring in Europa“ begann mit einem Vortrag von Dr. Cihan Sinanoğlu, Leiter des NaDiRa, skizzierte die Entstehung, Entwicklung und das multimethodische Forschungsdesign von NaDiRa, die bislang umfassendsten Monitoring- Initiative von Rassismus und Diskriminierung in Europa. Es folgten Präsentationen über den Afrozensus in Deutschland sowie über Datenerhebungsprojekten und Berichte über den aktuellen Stand von Rassismus-Monitoring in anderen europäischen Ländern (Spanien, Frankreich, Großbritannien, der Schweiz). Das Panel stellte die Methodik, die Ergebnisse und Auswirkungen sowie die institutionellen Rahmenbedingungen und strukturellen Herausforderungen der verschiedenen Projekte dar. Neben Gemeinsamkeiten wurden wichtige Unterschiede zwischen den nationalen Ansätzen hervorgehoben: inkonsistente Standards bei der Datenerhebung, unterschiedliche politische Verpflichtungen innerhalb und zwischen den Ländern sowie unterschiedliche soziohistorische regionale Kontexte.
Das Panel endete mit einer gemeinsamen Diskussion, in der betont wurde, dass die Forschung zu Rassismus in Europa auf den Erfahrungen der betroffenen Communities basieren muss, um sicherzustellen, dass die richtigen Fragen gestellt und echte Auswirkungen ermittelt werden können. Datenschutz wurde ebenso betont wie die Notwendigkeit, langfristiges Vertrauen und gegenseitiges Verständnis zwischen Wissenschaft und betroffenen Gemeinschaften aufzubauen. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass eine ausreichende Finanzierung zur Unterstützung der Forschung sichergestellt werden muss. Es wurde darauf hingewiesen, dass das Leitprinzip „Befähigung vor Aufklärung“ sein sollte. Während ein gemischter methodischer Ansatz für die Datenerhebung wesentlich ist, sollte der Schwerpunkt auf der Erhebung von Daten liegen, die zu greifbaren, positiven Veränderungen in der Gesellschaft führen. Um Rassismus gründlich zu untersuchen und sinnvolle Veränderungen herbeizuführen, müssen alle Ebenen der Gesellschaft - von den Gemeinschaften und Bürgern bis hin zu den Strafverfolgungsbehörden, der Regierung und den Eliten - angesprochen und einbezogen werden.
Die anschließende Podiumsdiskussion mit dem Titel „Unterstützen Gleichstellungsdaten Maßnahmen zur Bekämpfung von Rassismus?“ wurde von internationalen Beamt*innen und Vertreter*innen von Nichtregierungsorganisationen geführt. Sie konzentrierte sich auf Strategien zur Mobilisierung öffentlicher Behörden, um entschiedene Maßnahmen gegen Rassismus und Diskriminierung umzusetzen. Wichtige Themen waren die Bedeutung von rechtlichen Rahmenbedingungen, kontinuierlicher Finanzierung, die Rolle der EU und zivilgesellschaftlicher Akteure sowie Methoden zur Sicherstellung einer effektiven Umsetzung von Antirassismusmaßnahmen.
In der abschließenden Diskussion wurde die Bedeutung eines menschenrechtsbasierten Ansatzes bei der Datenerhebung hervorgehoben, um sicherzustellen, dass die Datenerhebung denjenigen, denen sie dienen soll, schützt und nicht schadet. Die Verhinderung von Datenmissbrauch sei von größter Bedeutung. Die Diskussion konzentrierte sich auf den Bedarf an strategischen Daten, die reale Veränderungen bewirken, die Politik gestalten und rassistisch marginalisierte Gemeinschaften sichtbar machen. Derzeit mangelt es in der EU an umfassenden und vergleichbaren Daten über Diskriminierungserfahrungen und an detaillierten Informationen über die Zusammensetzung der Bevölkerung. Dies führt zu fragmentierten und konkurrierenden Datensätzen und unterstreicht die Notwendigkeit einer Vereinheitlichung. Dabei ist ein intersektionaler Ansatz unerlässlich, da dieser die relevantesten Erkenntnisse liefert. Obwohl Daten für die politische Entscheidungsfindung von großer Bedeutung sind, reichen sie allein nicht aus, so die Podiumsteilnehmer*innen der Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI), der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) und von Human Rights Watch. Schließlich sollten Daten nicht nur Erfahrungen erfassen, sondern auch Veränderungen anregen und fundierte Entscheidungen unterstützen.
In seinem Schlusswort betonte Dr. Cihan Sinanoğlu die Schlüsselrolle, die der Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) bei der Förderung des kontinuierlichen Austauschs von Best Practices im Bereich des Rassismus-Monitorings auf europäischer Ebene spielen wird.