Respondent Driven Sampling
Das Respondent Driven Sampling (RDS) ist eine netzwerkbasierte Stichprobenziehungsmethode, die Ähnlichkeiten mit dem Schneeballverfahren aufweist. Beide Verfahren eignen sich insbesondere für Forschungsbereiche, in denen der Zugang zu potenziellen Studienteilnehmer*innen bestimmter Gruppen erschwert ist. Im Gegensatz zum Schneeballverfahren, bei dem die Teilnehmer*innen andere Personen aus ihrem sozialen Netzwerk als mögliche Teilnehmer*innen empfehlen, erweitert das RDS diesen Prozess um mathematische Modelle zur Gewichtung der Stichprobe. Dadurch wird der Rekrutierungsprozess besser kontrolliert und weniger zufällig. Dies führt zu einer höheren Repräsentativität der Stichprobe, was bedeutet, dass die ausgewählten Teilnehmer*innen besser die Gesamtheit der Zielgruppe repräsentieren. Dies macht das RDS zu einem wertvollen Werkzeug in der empirischen Forschung, insbesondere in Situationen, in denen herkömmliche Stichprobenziehungsverfahren an ihre Grenzen stoßen
Weitere Fragen zur Methode:
Die Einbindung der RDS-Stichprobe in das NaDiRa.panel stellt eine wertvolle Ergänzung zu den anderen quantitativen Erhebungen dar: Bei erfolgreicher Durchführung, können hierdurch z.B. Schätzungen für die gesamte Schwarze, afrikanische und afrodiasporische Bevölkerung in Deutschland gewonnen werden. Die RDS-Methode ermöglicht zudem wahrscheinlichkeitsbasierte Schätzungen, um tiefergehende Analysen von Unterschieden zwischen den oben genannten Gruppen vorzunehmen.
RDS hat sich als (relativ) gut funktionierend erwiesen, wenn (1) der Prozess mit einer kleinen Anzahl hochmotivierter Individuen (“seeds”) beginnt (z.B. intrinsisch motivierte Mitglieder der Gemeinschaft, die stark an die Sache glauben); (2) diese eine angemessene Schulung erhalten (z.B. in einem Workshop); (3) die Studienpopulation relativ homogen, stark vernetzt und digital ist. RDS kann jedoch scheitern, wenn (1) die Individuen (“seeds”) keinen direkten Kontakt zu den Forschenden oder Instrukteur*innen haben; (2) Diese aus einer Gruppe von Umfrageteilnehmenden ausgewählt werden (anstelle von Freiwilligen); (3) die Studie für die Befragten keine (unmittelbare) Auswirkung hat. Es ist derzeit unklar, ob wir diese Herausforderungen überwinden können, obwohl der Afrozensus gezeigt hat, dass netzwerkbasierte (d.h. Schneeball-) Stichprobenverfahren innerhalb der Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Community in Deutschland möglich sind.
Darüber hinaus ist aufgrund der Notwendigkeit der Verknüpfungsverfolgung für statistische Inferenz die Umfrage vertraulich, statt wirklich anonym zu sein. Persönliche Daten sind jedoch nur für Befragte verfügbar, nicht für die Rekrutierten; bis eine Person die Umfrage ausfüllt und absendet, bleibt sie anonym. Wir glauben, dass diese Tatsache in Kombination mit Unterstützung und Beteiligung von Meinungsleitenden innerhalb der Zielgruppe die Bedenken und Sensibilitäten der Befragten reduzieren und die Teilnahme fördern wird.
Ausgewählte Literatur
- Leonard, M.M. Evaluating sampling methods for ethnic minorities. (2023). Statistics Canada Symposium Proceedings. In Kürze erscheinend.