Rassismus messen
Skalenentwicklung zur Messung rassistischer Ideologien und Einstellungen
Wie lassen sich aktuelle Formen rassistischer Einstellungen in Bevölkerungsumfragen messen? Die Instrumente, mit denen die deutschsprachige Sozialforschung rassistische Einstellungen und Ideologien erfasst, sind veraltet, methodisch mangelhaft und haben wenig Bezug zur aktuellen Forschung und Theorie. Daher haben wir auf der Grundlage qualitativer Forschung Skalen entwickelt, die adäquat messen können, wie rassistische Überzeugungen im 21. Jahrhundert zutage treten. Auf Basis einer Mediendiskursanalyse haben wir induktiv und deduktiv Kategorien gebildet, anhand derer wir Items operationalisieren und Skalen erstellen konnten.
Schlagworte
Rassismus
Methoden
Autor*innen
Mara Simon
Ralf Wölfer
Laura Mohr
Kooperierende
Ergebnisse
Insgesamt haben wir sieben Skalen entwickelt, die verschiedene Aspekte rassistischer Überzeugungen erheben:
- Leugnung von Rassismus
- offener Rassismus
- Abwehr von Rassismus
- Rassismus und Polizei
- (post-)koloniales Wissen
- Wahrnehmung von Diskriminierung
- Haltungen zu Migration
Eine Auswahl von Skalen wurde bereits für eine erste Erhebung des Rassismusmonitorings eingesetzt. Erste quantitative Analysen weisen hierbei zufriedenstellende psychometrische Eigenschaften nach.
Überraschende Einsichten
Bemerkenswert war für uns erstens, wie weit das Verständnis in den medialen Narrativen variiert, was Rassismus und folglich rassistische Denk- und Handlungsweisen sind. Zweitens stellten wir überraschend ausgeprägte, intensive und verbreitete (emotionale) Abwehrreaktionen der Mehrheitsgesellschaft auf Rassismus-Debatten fest. Beide Befunde sind insofern problematisch, als dass sie eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Rassismus in der Mehrheitsgesellschaft erschweren.
Bedeutung für die Praxis
Die Skalen werden für die Umfragen genutzt, die im Rahmen des Rassismusmonitors durchgeführt werden. Darüber hinaus stehen sie der Wissenschaft zur verbesserten Messung rassistischer Einstellungen zur Verfügung.