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Seuchenangst und Antisemitismus

Aktivierung antisemitischer Stereotype während der Corona-Pandemie

Wenn sich in der Vergangenheit Krankheiten ausbreiteten, flammten parallel auch immer wieder antisemitische Ressentiments auf, die nicht selten in Gewalt umschlugen. Gibt es in der Corona-Krise eine ähnliche Dynamik? Das Projekt untersuchte, ob die Pandemie systematisch zu einer erhöhten Verbreitung antisemitischer Stereotype führt und ob dabei Muster erkennbar sind. Letztere können Auskunft über die tieferen Ursachen der negativen Stereotype und ihre kulturellen und ideologischen Wurzeln geben.

Schlagworte

Antisemitismus
Corona
Stereotype

Autor*innen

Max Schaub

Kooperierende

Ergebnisse

Unser zentraler Befund ist: Steigende Corona-Fallzahlen und eine eigene Corona-Infektion gehen mit stärkeren antisemitischen Einstellungen einher. Im Schnitt ist bei einem Anstieg der 7-Tage-Inzidenz um 100 Fälle ein Anstieg des Antisemitismus-Index um einen Punkt zu beobachten. Auch individuelle Infektionen gehen – im Schnitt – mit erhöhtem Antisemitismus einher.

Überraschende Einsichten

Ursprünglich hatten wir vermutet, dass steigender Antisemitismus in der Pandemie eng mit rechten politischen Einstellungen zusammenhängt. Unsere Ergebnisse zeigen aber, dass auch die christliche Religionszugehörigkeit und die christliche Tradition eine Rolle spielen könnten.

Bedeutung für die Praxis

Die Befunde verdeutlichen, dass eine intensivere gesellschaftliche Auseinandersetzung mit antisemitischen Stereotypen und deren bewussten und unbewussten Quellen erforderlich ist.